Die UNESCO hat die italienische Küche offiziell als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Wir erklären Ihnen, warum diese Entscheidung historisch ist, was der Anerkennung vorausging und wie sie die Weltgastronomie beeinflussen wird

Italien hat einen neuen Grund zum Nationalstolz – und der ist überraschend lecker. Die UNESCO hat die italienische Küche offiziell in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Ein historischer Moment: Erstmals würdigt die Organisation nicht nur ein einzelnes Gericht oder eine Zubereitungstechnik, sondern eine ganze gastronomische Tradition des Landes.

Diese Entscheidung unterstreicht eine einfache, aber wichtige Wahrheit: Die italienische Küche ist mehr als nur Rezepte – sie ist eine Lebensphilosophie, geprägt von Familientraditionen, Respekt vor den Produkten und dem ganz besonderen Moment, wenn Familie und Freunde am Tisch zusammenkommen.

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Warum ist die Entscheidung der UNESCO, Italien in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen, so einzigartig?

Bisher hatte die UNESCO einzelne Nationalgerichte oder kulinarische Traditionen separat anerkannt – beispielsweise die thailändische Tom Yam-Suppe oder die peruanische Ceviche-Zubereitung.

Nun hat die Organisation erstmals in der Geschichte die gesamte Küche eines Landes als ganzheitliches Kulturphänomen in ihre Liste aufgenommen.

In ihrer Entscheidung hebt die UNESCO mehrere Schlüsselaspekte der italienischen Gastronomie hervor:

1. Handwerkliche Techniken und Fertigkeiten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden;

2. Tiefer Respekt vor Produkten und Saisonalität;

3. Die Gemeinsamkeiten bei der Zubereitung und dem Verzehr von Speisen;

4. Ein kultureller Code, der in Traditionen, Gesten, Sprache und familiären Tischritualen verankert ist.

Im Kern geht es nicht um die Bewahrung einzelner Gerichte, sondern um eine ganze Lebensphilosophie „Made in Italy“.

Wie haben die italienischen Behörden dafür gesorgt, dass die italienische Küche den UNESCO-Status erhält?

Die Initiative zur Anerkennung ging von Maddalena Fossati aus, Chefredakteurin von Condé Nast Traveller Italia und La Cucina Italiana. Während der COVID-19-Pandemie erkannte sie, wie sehr die Küche die Italiener verbindet, und schlug der Regierung vor, sich für den UNESCO-Status einzusetzen.

Es folgten jahrelange Bemühungen: die Gründung eines Komitees zur Förderung der italienischen Küche, die offizielle Einreichung des Antrags, die Begründung des historischen, kulturellen und sozialen Wertes der Gastronomie sowie die Beteiligung von Experten, Wissenschaftlern, Köchen und Vertretern regionaler kulinarischer Traditionen. Das Ergebnis ist die weltweit erste Anerkennung einer nationalen Küche als immaterielles Kulturerbe.

Wie reagierte Italien auf die Verleihung des Status als immaterielles Kulturerbe?

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete diese Entscheidung als einen Moment nationalen Stolzes. Sie betonte, dass die Küche für die Italiener schon immer mehr als nur eine Ansammlung von Zutaten gewesen sei: Sie sei die Geschichte der Regionen, das Land, aus dem die Produkte stammen, die Arbeit von Bauern und Handwerkern sowie die Familientraditionen, die in jeder Familie weiterleben.

Die UNESCO-Anerkennung hat auch praktische Auswirkungen. Italien kämpft seit Jahren gegen den Markt gefälschter Produkte – Öle, Käse, Soßen, die mit dem Original nichts gemein haben. Der internationale Status wird dazu beitragen, das italienische gastronomische Erbe besser vor Fälschungen zu schützen.

Warum wurde die italienische Küche von der UNESCO anerkannt?

Die italienische Küche ist längst ein globales Kulturphänomen. 

Pasta, Pizza, Risotto, Wein, Käse, Desserts – diese Produkte sind längst mehr als nur Gastronomie und Teil eines Lebensstils geworden.

Die UNESCO hebt hervor, dass die italienische Küche:

- die soziale Integration fördert und Menschen verschiedener Generationen einander näherbringt;

- verbale und nonverbale Traditionen bewahrt – zum Beispiel die berühmten italienischen Gesten;

- Respekt vor Natur, Saisonalität und regionalen Produkten vermittelt;

- kulturelles Gedächtnis und generationsübergreifende Bindungen prägt.

Deshalb ist die Anerkennung nicht nur eine Formalität, sondern ein Schritt zur Bewahrung einer einzigartigen gastronomischen Welt.

Was bedeutet das für die Weltgastronomie?

Die Entscheidung der UNESCO könnte wegweisend sein. Weltweit wird zunehmend erkannt, dass die Küche ein kulturelles Erbe darstellt, das denselben Schutz verdient wie einzigartige architektonische oder natürliche Stätten.

Italien ist das erste Beispiel dafür, wie Gastronomiekultur offiziell als Weltkulturerbe anerkannt werden kann. Dies ebnet anderen Ländern den Weg, ihre kulinarischen Traditionen ebenfalls anerkennen zu lassen.

Welche anderen italienischen Kulturgüter stehen auf der UNESCO-Liste?

Vor der Aufnahme der Küche verfügte Italien bereits über eine Reihe immaterieller Kulturgüter:

- Operngesang (2023),

- die neapolitanische Kunst des Pizzabäckers (2017),

- traditioneller Geigenbau in Cremona (2012),

- Handglockenspiel (2024),

- die mediterrane Ernährung (gemeinsam mit anderen Ländern).

Nun wurde der größte kulinarische Stolz des Landes – die italienische Küche – in die Liste aufgenommen.

Warum erhielt die italienische Küche den UNESCO-Status?

Die italienische Küche wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, weil sie:

- universell und doch tief in der Region verwurzelt ist;

- einfach zuzubereiten und doch von großer philosophischer Tiefe ist;

- demokratisch ist und dennoch auf eine 2000-jährige Geschichte zurückblickt;

- intuitiv ist und dennoch auf präzisen handwerklichen Techniken basiert;

- gleichzeitig Gastronomie, Familienritual und Lebensart ist.

Nicht umsonst bezeichneten UNESCO-Experten sie als eine Praxis, die „den menschlichen Erfindungsgeist und die Fähigkeit zur Vernetzung widerspiegelt“.

Die Anerkennung der italienischen Küche als Kulturerbe der Menschheit ist mehr als nur eine Ehrenauszeichnung.

Sie ist Ausdruck von Dankbarkeit und Respekt für Traditionen, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben und die Weltgastronomie wie keine andere Kultur geprägt haben.

Und obwohl jedes Land seine eigenen, einzigartigen Gerichte hat, wurde die italienische Küche als erste von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt – und schlug damit ein neues Kapitel in der Geschichte der globalen Küche auf.

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Foto: karandaev/iStockphoto/Getty Images

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